Definition

Was versteht man unter Hochbegabung?

In der aktuellen Forschung existiert keine einheitliche Definition von Hochbegabung. Gemeinsam ist allen verschiedenen Modellen jedoch das Vorliegen einer sehr weit überdurchschnittlichen intellektuellen Leistungsfähigkeit. Neben der hohen allgemeinen Intelligenz verfügen Hochbegabte über jeweils spezifische Intelligenzfaktoren, die in unterschiedlichem Ausmaß verfügbar sein können, z.B. verbale, räumlich-abstrakte oder mathematische Faktoren. (Zitiert nach: Tübinger Institut für Hochbegabung)

Potenzial

Begabung ist erstens das Potenzial eines Individuums zu ungewöhnlicher oder auffälliger Leistung. Sie ist darüber hinaus zweitens ein Interaktionsprodukt, in dem das individuelle Potenzial mit der sozialen Umgebung in Wechselwirkung steht.
(nach Margrit Stamm, in: Trendbericht Begabungsförderung, 1999, S. 10). Infos zum Thema finden Sie unter anderen auf der Seite der Stiftung für hochbegabte Kinder Schweiz

«Sohn (damals 2-jährig) kombinierte: „Opa säit Maus. Mama säit Muus.“ Also schlussfolgerte er, dass seine Grosseltern „Apfelmaus“ essen.»

Gifted

Schüler mit Begabungen und Talenten erbringen in einem oder mehreren Bereichen höhere Leistungen - oder haben die Fähigkeit, diese zu erbringen - als andere Schüler desselben Alters, derselben Erfahrung und desselben Umfelds. Sie benötigen Modifikationen ihrer pädagogischen Erfahrung(en), um zu lernen und ihr Potenzial auszuschöpfen. Schüler mit Begabungen und Talenten kommen aus allen Populationen sowie aus allen wirtschaftlichen Schichten.
Benötigen ausreichenden Zugang zu angemessenen Lernmöglichkeiten, um ihr Potenzial auszuschöpfen.
Können Lern- und Verarbeitungsstörungen haben, die spezielle Interventionen und Anpassungen erfordern.
Brauchen Unterstützung und Anleitung, um sich sozial und emotional sowie in ihren Talentbereichen zu entwickeln.

Weitere Infos

«7 jährig, ein Jahr früher eingeschult, Anfangs 3. Klasse:
„Mama, wir machen in Mathe schon wieder das Gleiche, Plus und Minus!“
„Aber es sind doch grössere Zahlen jetzt, oder?“
„Das spielt doch absolut keine Rolle, es funktioniert trotzdem gleich!“»

Missverständnisse

Wir möchten dafür sorgen, dass Missverständnisse bezüglich Hochbegabung beseitigt werden

Was man über Hochbegabung wissen sollte:

1) Hohes Potenzial heisst nicht zwingend hohe Leistung in allen Bereichen
2) Hohe Begabung muss sich nicht in guten Noten zeigen (Hochbegabte sind nicht zwingend Hochleister)
3) Hochbegabte benötigen besondere Förderung
4) Begabungs- und Begabtenförderung ist nicht nur die Aufgabe von Fachpersonen, sondern gehört zum "Grundauftrag der Klassenlehrperson in Zusammenarbeit mit der SHP und der Fachperson für Begabungsförderung"
5) Begabtenförderung ist keine Eliteförderung
6) Hohe Begabung führt nicht automatisch zu langfristigen Erfolg (s. Positionspapier LCH).

Ebensowenig lassen sich Defizite bei sozial-emotionalen Kompetenzen Hochbegabter nachweisen. Aber "es lassen sich Risikofaktoren für eine asynchrone Entwicklung finden und wissenschaftlich belegen. Verhaltensbesonderheiten/-änderungen können auf eine mangelnde Bedürfnisbefriedigung hinweisen und unterstützende Massnahmen bedingen. Die Frage der individuellen Passung von Massnahmen ist wichtig. Die Umsetzung der unterstützendenden Massnahmen sollte nicht hinausgezögert werden."
aus HOCHBEGABUNG UND SOZIAL-EMOTIONALE KOMPETENZEN Dr. phil. Marianne Röthlisberger © dbf entwicklungspsychologische praxis für diagnostik, beratung, förderung

«C. 6 J. "Es macht mir mehr Spass auf Elektrizität anstatt auf weissem Papier zu schreiben."»

IQ-Test

 

Wer sollte testen und wie sollte eine verlässliche Intelligenzdiagnostik aussehen? (Text Karg Stiftung)

Ein Test kann noch so gut sein, entscheidend für die Diagnostik ist eine sachgerechte Durchführung und angemessene Interpretation der Ergebnisse. Hierfür sind umfassende psychodiagnostische Kenntnisse und Hintergrundwissen zu Theorie und Forschungsbefunden erforderlich. Daher sollten Tests nur von Psychologinnen und Psychologen mit Diplom oder Master-Abschluss oder speziell qualifizierten Sonderpädagoginnen und -pädagogen durchgeführt werden. Diese Personen sollten darüber hiaus Erfahrungen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen haben sowie Erfahrung in der Testung besonders intelligenter Kinder. Am besten ist es, wenn zwei Intelligenztest an unterschiedlichen Tagen durchgeführt werden. Voraussetzung der Testdiagnostik ist, dass das Kind motiviert und in der Lage ist, die Testaufgaben so gut es kann zu bearbeiten. Zudem sollte ein Vorgespräch zur Entwicklung des Kindes und zur konkreten diagnostischen Fragestellung stattfinden, damit die Testverfahren passend dazu ausgewählt werden können. Je nach Möglickeit sollten zusätzliche Daten von den Eltern und auch von der Schule erhoben werden, um ein umfassendes Bild von dem Kind zu gewinnen. Neben IQ-Werten oder anderen Normwerten sollten bei der Ergebnisrückmeldung sogenannte "Vertrauensintervalle" zurückgemeldet werden. Denn jedem Messinstrument ist ein gewisses Mass an Ungenauigkeit zu unterstellen - so auch den Intelligenztest-. Diese Messungsgenauigkeit lässt sich bei Intelligenztests jedoch klar abschätzen und dies berücksichtigen die Vertrauensintervalle. Sie enthalten mit einer bestimmten Sicherheit von zumeist 95 oder 99 Prozent den tatsächlichen IQ des getesteten Kindes. Für einen gemessenen IQ von 135 könnte das Vertrauensintervall zum Beispiel bei IQ 128 bis IQ 142 liegen. Einen Überblick über die wichtigsten Intelligenztestverfahren mit jeweiliger Besprechung für den Einsatz in der Hochbegabungsdiagnostik bietet das FAchportal Hochbegabung der Karg-Stiftung: www.fachportal-hochbegabung.de/intelligenz-test/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

«Grossmami sitzt mit dem Mechaniker im Auto, unsere dreijährige Tochter auf der Rückbank. Etwas funktioniert trotz intensivem Studiums immer noch nicht. Die Erwachsenen wirken ratlos. Grossmami zum Mech: „Ja, was machen wir denn da?!?“ Die vergnügte Antwort aus dem Fond: „Än schlächte Iiidruck!“»

Tabu

Nach wie vor ist hohe Intelligenz im Gegensatz zur sportlichen oder musischen Begabung ein Tabuthema. Die Betroffenen schweigen, um nicht als anmassend wahrgenommen oder als andersartig stigmatisiert zu werden. «Hochbegabung ist in der Schweiz ein Tabu», stellt Elisabeth Zollinger dezidiert fest. Die Psychotherapeutin testet seit 16 Jahren Kinder auf Hochbegabung, die Ablehnung der Gesellschaft kann sie sich allerdings bis heute nicht erklären: «Man unterstellt solchen Menschen schnell, dass sie etwas Besseres sein wollen. Offenbar haben wir ein Problem damit, wenn jemand herausragt.» BZ "Hochbegabt und trotzdem schlechte Noten" von Lucie Machac Publiziert: 25.05.2018, 07:19

Elisabeth Zollinger: Tabuthema Hochbegabung und das Leid unterforderter Kinder. Schweizerisches Institut für Hochbegabung, 2017

s. a. swissinfo: "Zu intelligent, um verstanden zu werden"

FILM SRF mit Letizia Gauck 

Kurzfilm "TABU Thema Hochbegabung" mit Elisabeth Zollinger